Freitag, 25. Mai 2012

Überall liest man von der drastischen Erhöhung der Urheberrechtsabgabe auf Speichermedien.
Das erscheint wie Willkür. Wie können die das machen? Wer gibt Ihnen das Recht? usw.
Im Grunde genommen ist der Ansatz gar nicht schlecht, es fehlen nur die damit verbundenen, eigentlich wichtigen Maßnahmen, um der medialen Flut im 21 Jhd. Herr zu werden.


Halten wir fest: 

  • Sender unterhalten Mediatheken, die aber aus rechtlichen und technischen Gründen nur einen Bruchteil dessen enthalten, was in den Archiven schlummert. Bei den Öffentlich-Rechtlichen sogar von der Allgemeinheit Finanziertes.
  • Diese Mediatheken spiegeln nicht zwangsläufig wieder, was die Menschen wirklich interessiert
  • Die fantastischen Möglichkeiten der digitalen Nutzung und Verbreitung von Medien werden künstlich eingeschränkt und Potenzial verschenkt
  • Bürger werden kriminalisiert, wenn sie mit einer von ihnen gekauften CD machen wollen, wonach ihnen der Sinn steht (Umgehung von Kopierschutzmaßnahmen steht unter Strafe; sich selbst aus mehreren, gekauften CDs eine Mix-CD fürs Auto zu machen zum Beispiel ist damit nicht möglich, ohne sich strafbar zu machen)
Ich fänd eine pauschale Abgabe auf beispielsweise
  • Speichermedien
  • Internetanschlüsse
  • Radio-, und TV-Geräte mit Aufnahmefunktion bzw Software
ein veritables Mittel zur Finanzierung der Künstler, wenn gleichzeitig:
  1. Das Mitschneiden von Audio und Video in Radio und TV und im Netz sharen erlaubt würden. Die Menschen könnten ihre Lieblingsfilme, Musikstücke, Bücher auf Ihrer Festplatte per p2p zum Download für alle Menschen frei geben. Ein kollektives Kulturgedächtnis entsteht! Medien, die von vielen geschätzt werden, sind so sehr verfügbar, Medien die nicht stark nachgefragt werden, sind weniger gut verfügbar. Quasi demokratische Datenhaltung!
    Radio und TV-Sender könnten durch die regelmäßige Ausstrahlung nicht so stark nachgefragter Medien das kollektive Gedächtnis auffrischen und so tatsächlich Ihrem Bildungsauftrag nachkommen!
    Die Internetverbindungen und riesigen Festplatten, die heute viele Menschen daheim haben, würden effektiv genutzt.
  2. Kopierschutz verboten und damit das Recht auf Privatkopie überhaupt erst durchsetzbar würde.
    Theoretisch gibt es ein Recht auf Privatkopie. Dies ist jedoch in der Praxis oft nicht durchsetzbar. Interessenverbände haben seinerzeit durchgesetzt, dass das Umgehen von Kopierschutzmaßnahmen unter Strafe steht. Das führt natürlich das Recht auf Privatkopie ad absurdum. Ich darf es eigentlich kopieren, technische Maßnahmen hindern mich daran. Diese zu umgehen jedoch ist nicht gestattet.
    Lade ich mir ein MP3 herunter, kann ich damit machen was ich will. Wozu also das Geld für eine CD ausgeben?
Seriöse Studien haben gezeigt, dass Menschen, die viel Musik herunterladen, auch viele CDs kaufen. Die Menschen wollen in der Masse für Kunst und Kultur bezahlen, wenn sie sie schätzen. Die Musikindustrie hat eine Mitschuld daran, wenn sie den Markt mit Retortenbands überschwemmt und so den gefühlten Wert von Musik schmälert. Ein waschechter Fan von TOOL wird sich jede CD kaufen wollen. Ob man von Lady Gaga in 10 Jahren noch weiß, wer das war bleibt abzuwarten.

Doch noch kurz zurück zu dem "kollektiven Kulturgedächtnis". Dieses "kollektive Kulturgedächtnis" würde nicht nur für eine fantastische, effiziente und bedarfsgerechte Verfügbarkeit von Kultur und Wissen sorgen, sondern könnte auch die Basis für eine gerechte Entlohnung von Künstlerinnen und Künstlern sein. 
Die eingangs erwähnten, pauschal eingenommenen Beträge könnten anhand der Verteilung an die Künstler verteilt werden. So bekommt viel, wer viel vorgehalten und konsumiert wird und wenig, wer eben nicht so stark vertreten ist. Das ist gerecht und nachvollziehbar.